Dass Melvin ein bisschen sächselt, kann nur gewollt sein. Der Drache mit Strick-Westover und Bäuchleinansatz hat das Zeug zum Sachsen. Und es damit weit gebracht. Bis auf die ganz große Fernsehbühne. Dort steht er zusammen mit seiner Stimme Roy Reinker im Finale der RTL-Sendung „Die Puppenstars“ – Freitagabend wird der Sieger gekürt. Der 19-jährige Bad Lausicker, der das Puppenspiel mittlerweile professionell und als Beruf betreibt, hat sich als Bauchredner unter 300 Mitbewerbern durchgesetzt und kann schon jetzt die Puppen tanzen lassen. Der Finalsieg wäre das Tüpfelchen auf Melvins Drachennase – „überhaupt so weit gekommen zu sein, ist schon ein Riesenerfolg.“
Kurz vor der Finalsendung macht Roy Reinker – Winterurlaub! LVZ.de erreicht den Bad Lausicker gute 24 Stunden vor der Ausstrahlung in den österreichischen Alpen. Er steht in einer Skihütte und der tollpatschige Melvin hängt wahrscheinlich zu Hause im Schrank. „Die Sendung wurde aufgezeichnet. Es steht also schon fest, wer der Puppenstar 2016 ist“, überrascht die Stimme des Drachens. Die den Spannungsbogen hält: „Lassen sie sich überraschen“, will Reinker der Jury-Entscheidung vor Millionen-Publikum nicht vorgreifen.
Alles begann mit einer Puppe. Die hat der Sachse von seiner Oma geschenkt bekommen und ihr schon im Kindergartenalter „eigene Geschichten auf den Leib“ geschrieben. „Ich habe schon mit vier Jahren Puppentheater gespielt. Bin später in der Kita und in der Schule aufgetreten. Irgendwann habe ich angefangen, eigene Geschichten zu schreiben, die ich dann aufführte“, erzählt er. Als den mit Puppen spielenden Teenager dann irgendwann die Lästermäuler aus der Klasse verhöhnten, war es wieder die Oma, die die Weichen stellte. Sie schenkte dem Enkel ein Buch über das Bauchreden.
Reinker steht seit sieben Jahren als Bauchredner auf Bühnen. Kleinen und großen. Die RTL-Show sei aber ein echter Höhepunkt. „Von 30 Bauchrednern, die sich dafür beworben haben, sind vier genommen worden, zwei stehen im Finale – einer bin ich.“ Dass er die Show mit Drache Melvin macht, ist nicht seine Entscheidung gewesen. „Melvin ist der fernsehtauglichste meiner Figuren“, übersetzt der Bad Lausicker die Entscheidung des Senders, Melvin ins Rampenlicht zu stellen. Am wohlsten fühlt sich Roy Reinker mit Opa Siegfried. „Das ist meine Hauptfigur, mit dem ich in einem selbst geschriebenen Programm den Generationenkonflikt thematisiere.“ Siegfried und Roy – ein geriatrisches Dreamteam sozusagen.
„Die Puppenstars“ hat ihm eine Tür geöffnet. „Man ist bekannter geworden, der Marktwert ist gestiegen und es läuft gut“, erzählt einer, der nach der Ausbildung zum Mediengestalter in Leipzig sehr schnell in die Selbstständigkeit gewechselt ist. Das Hobby ist heute sein Beruf und Roy Reinker verdient mit dem Puppenspielen jetzt sein Geld. Er hat inzwischen einen Autor engagiert, der an einem neuen Programm schreibt, das im Herbst Premiere feiern soll – „Alles nur getroymt“ wird es heißen.
Im heimischen Bad Lausick wohnen 300 Puppen mit unter seinem Dach. „Man kann natürlich nicht mit allen auftreten. Ich bin auch gerade dabei, das Figuren-Ensemble etwas auszudünnen. Für den Wiedererkennungswert ist es besser, sich auf ein paar Figuren zu konzentrieren. Auch weil es unglaublich aufwändig ist, ein komplettes Programm neu zu schreiben.“ Und weil professionell hergestellte Showpuppen den Preis eines Mittelklassewagens haben.
Vorbilder in der Branche hat Roy Reinker nicht. In der Art seiner Comedy orientiert er sich am ehesten an Hape Kerkeling. Ansonsten will er seinen eigenen Stil manifestieren und nicht in eine Schublade gesteckt werden. „Sascha Grammel ist ein toller Kollege, der das Bauchreden modernisiert hat. Ich habe mich schon mit ihm getroffen. Wir sind unterschiedlich in der Art des Humors und der Bühnenpräsenz. Und das ist ja auch gut so.“
In der Castingshow „Die Puppenstars“ suchen Schauspielerin, Comedian und Buchautorin Gaby Köster, der Schauspieler und Komiker Max Giermann und Puppenspieler Martin Reinl als Puppenstars-Jury bei RTL den Puppenspieler mit dem größten Talent.
Inklusive der Finalshow am Freitagabend haben passionierte Puppenspieler in drei Shows die Chance gehabt, die Puppenstars-Jury mit außergewöhnlichen Inszenierungen und originellen Puppen-Kreationen zu überzeugen. Dabei treten die Kandidaten solo, im Duett oder als Gruppe an. Von der simplen Sockenpuppe bis hin zu gigantischen Puppen-Konstruktionen ist in der neuen RTL-Castingshow für Groß und Klein alles erlaubt. Auch in der Wahl der Performances sind die Puppenstars-Kandidaten völlig frei und können ihre Puppen tanzen, singen oder auch Witze reißen lassen. Je spektakulärer und kreativer der Auftritt ist, desto größer ist die Chance am Ende als Sieger von „Die Puppenstars“ vom Platz zu gehen. Wer weiß – vielleicht heißen die neue Stars Roy und Melvin.
Von Thomas Lieb lvz